Schwarzpläne - Die gezeichnete Stadt
Mit Schwarzplänen werden die Formen und Dimensionen städtischer Räume grafisch auf das Wesentliche reduziert. Dadurch wird die Struktur der Stadt mit ihren Straßen und Plätzen, den Blockgrößen sowie die Form und Dichte der Bebauung lesbar. Ohne weitere Erklärung wird so auch der Abdruck stadtgeschichtlicher Perioden sichtbar. Dabei werden Bauten schwarz dargestellt, die sich als gedachte Schnittflächen ergeben, wenn man die Stadt in der Höhe von einem Meter horizontal schneidet. In seiner Art erinnert der Schwarzplan an die im 18. Jahrhundert beliebten Scherenschnitt-Porträts, die auf abstrakte Weise die Physiognomie des menschlichen Gesichts wiedergeben. Dabei bleiben zwar die charakterisierenden Details des Gesichts im Schwarz verborgen, umso deutlicher erscheint aber die gestaltprägende Silhouette des Porträtierten.
In der Geschichte des Städtebaus diente der Schwarzplan häufig als stadtplanerisches Instrument, um die räumliche Wirkung vorhandener und geplanter Bauten darzustellen. Beim Betrachten geht man förmlich mit dem Auge durch die Räume der Stadt spazieren. Im späten 19. Jahrhundert wird in wichtigen städtebautheoretischen Veröffentlichungen wie Der Städtebau von Joseph Stübben oder Der Städtebau nach seinen künstlerischen Grundsätzen von Camillo Sitte die Verwendung von Schwarzplänen üblich. In diesen Werken werden berühmte Plätze und Straßen europäischer Städte auf ihre städtebaulichen Qualitäten hin untersucht. Dabei werden die unterschiedlichen Orte in Maßstab, Proportion und Gestalt vergleichbar. Mit dem Aufkommen offener Stadtvorstellungen verliert die Schwarzplantechnik im 20. Jahrhundert an Bedeutung. In Berlin erlebte die Schwarzplantechnik seit 1996 im Kontext der Erarbeitung des „Planwerks Innenstadt“ eine Art Renaissance. Dabei ging es um die Kartierung und Vermittlung der Zerstörungen durch Bomben und Abrisse für Neuplanungen und um die kritische Rekonstruktion der Stadtgrundrisse.
Die Schwarzpläne wurden von Nöfer Architekten im Auftrag und in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung erarbeitet, in vielen Ausstellungen - nicht zuletzt als deutscher Beitrag bei der Architekturbiennale 2000 in Venedig - gezeigt und vielfach publiziert.
- Zeitraum
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1999 - 2000
- Standort
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Berlin
- Bildrechte
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Nöfer Architekten