Architektur
ist das, was über das Gebaute hinausweist, sie ist der sichtbar werdende geistige Anteil am Bauen. Sie kann nur entstehen, wenn der Bauherr den Mehrwert erkennt, der durch gute Architektur geschaffen wird. Er muss dieses Bekenntnis zum Mehrwert bis zur Fertigstellung des Hauses und darüber hinaus durchhalten. Und der Architekt muss bereit sein, über die Erfüllung der Normen und der funktionalen Anforderungen hinaus diesen Mehrwert durch Arbeit zu erzeugen.
Dass dies angesichts der Kosten und der Komplexität des Bauens eine große Herausforderung ist, der nicht jeder standhält, sieht man unserer gebauten Umwelt an. Dauerhaftigkeit, Nützlichkeit und Schönheit - diese Urtugenden der Architektur haben nicht an Aktualität verloren, auch wenn sie vor Jahrtausenden formuliert wurden. Für uns ist jede Einzelne ohne die Andere nicht denkbar. Heute und in Zukunft muss sich Architektur an ihnen messen lassen.
Offensichtlich sind sie heute nicht mehr die selbstverständliche Grundlage für das, was als Architektur publiziert wird. Die Vielfalt der architektonischen Sprachen hat zu babylonischer Verwirrung geführt. Der Preis für die Freiheit unserer Disziplin ist die Auflösung des architektonischen Qualitätsbegriffs. Von der Verwirrung muss die Architektur sich befreien, will sie ihre Autonomie behaupten und nicht zu einer Kunst verkommen, die nur noch der Autor versteht. Unsere Arbeiten sind von dieser Auffassung geprägt. Sie beziehen sich auf eine gemeinsame architektonische Sprache, die uns deshalb gemeinsam ist, weil sie aus dem architektonischen Fundus schöpft. Das Spiel mit den Formgewohnheiten, das Anthropomorphe in der Baukunst, die Arbeit mit dem Genius loci, der feine Unterschied zwischen Bestand und Ergänzung: nicht die radikale, sondern allmähliche Transformation und Reparatur der urbanen Stadt.